Aktuelles Pilotprojekt:
Die Südstadtkids als Mediatoren bei Elternabenden in der Kindertagesstätte Sperberstraße

Erster - Zweiter Elternabend

Südstadtkids im Lernnetzwerk Neulichtenhof

Im Rahmen des Lernnetzwerkes Neulichtenhof werden auf unkonventionelle Weise neue Wege der Bildungsarbeit im Stadtteil erschlossen: Bestehende Bildungsinstitutionen diskutieren gemeinsam mit Bürgerinitiativen und anderen engagierten Gruppen bestehende Lücken im lokalen Bildungsangebot, suchen nach innovativen Lösungsansätzen und setzen diese kreativ in die Tat um. Ein Beispiel für eine rundum gelungene Kooperation stellt die Zusammenarbeit zwischen dem Kindergarten Sperberstraße und den Südstadtkids dar.

Problemaufriss und Initiative

Die Kindertagesstätte Sperberstraße stellte fest, dass Eltern mit geringen Deutschkenntnissen Informationsveranstaltungen fernblieben oder aber die Verständigung für beide Seiten nicht zufrieden stellend klappte. Um dieses Problem anzugehen, trafen sich die Südstadtkids mit Herrn Fuchs, dem Leiter des Kindergartens Sperberstraße, und tüftelten ein Format für einen Informationsabend aus, das insbesondere auf die Bedürfnisse dieser Eltern zugeschnitten war.

Erster Elternabend – ein Erfolg auf ganzer Linie

Für den ersten Informationsabend am 20. Oktober 2006 schöpften die Südstadtkids aus ihrem Sprachenpool und schlüpften in die Rolle von Mediatoren für Eltern aus Russland, der Türkei und Sri Lanka. Zu der Veranstaltung kamen 13 Eltern und zwei Kleinkinder, die während des Gesprächs von einem Südstadtkid betreut wurden. Die Sprachgruppen waren mit 4 russischsprachigen, 5 türkischsprachigen sowie 4 tamilischen Eltern relativ gleich verteilt. Ziel des Abends war es, Eltern und Erziehern für einen gegenseitigen Informations- und Meinungsaustausch zur Verfügung stehen und zudem auch einen neuen Wirkungsbereich für die Südstadtkids-Arbeit zu testen.

Nach einer ersten Kennenlernübung in gewohnt lockerer Südstadtkids-Manier setzten sich die Mediatoren mit den Eltern in den drei Sprachgruppen zusammen. Ein Gesprächsleitfaden strukturierte die Diskussionen um die Themenfelder „Mein Kind“, „Alltag im Kindergarten“ sowie „Wünsche, Erwartungen und Anregungen“. Die Südstadtkids hatten es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Hilfestellungen bei Sprachproblemen und wichtige inhaltliche Übersetzungsarbeit zu leisten. Aufmerksam verfolgten sie auch die Gruppendynamik und den internen Gesprächsverlauf in ihrer Diskussionsgruppe.

Diese Beobachtungen und gesammelten Anregungen der Eltern wurden im Anschluss an den offiziellen Teil des Abends mit dem Leiter des Kindergartens sowie zwei Erzieherinnen diskutiert und ausgewertet.

Was die Südstadtkids hierbei herausfanden, sollen ein paar Originaltöne oder Zitate veranschaulichen:
Arun: Auf jeden Fall sind die Eltern von der Betreuung hier schon überzeugt. Für sie ist das halt alles anders, neuartig. Und sie kennen ja auch diese 0-8-15 Kindergärten hier, die an jeder Ecke sind, wo’s eine Bastelstunde gibt, Gruppen, und alle müssen das machen und jenes machen. Und das offenere Angebot hier finden sie schon attraktiver, aber dass die Kinder hier sehr vieles selbstständig machen, das macht ihnen auch irgendwie Angst. Das muss man ihnen genauer erklären, warum und wieso und was die Kinder dabei lernen können.

Özlem: Was ihnen auch gut gefällt ist, wenn Kinder heimkommen und erzählen, ich habe das und das gelernt. So mit Stolz, dass sie Dinge im Kindergarten gelernt haben, bestimmte Sachen dort gemacht haben. Und dass die Betreuer sehr nett sind und sich viel Mühe geben.
Und was die Eltern gemerkt haben an ihren Kindern seitdem sie im Kindergarten sind, sie sind selbstbewusster geworden, noch offener.

Gerhard Fuchs (Leiter der Kita): Ja, solche Diskussionen haben wir hier laufend. Und das, was ich euch erzählt habe, das erzähle ich den Eltern auch sehr oft. Nur denke ich, dass wenn das von euch kommt, wenn ihr das den Eltern übersetzt, dann hat das noch einmal eine ganz andere Qualität. Weil ihr ja selber auch Betroffene oder besser gesagt, „Vorzeigebeispiele“ seid. Das verdient Respekt und Anerkennung!

Eine erste Bilanz

Alle Beteiligten zogen am Ende des Informationsabends eine positive Bilanz. Die Mitarbeiter des Kindergartens Sperberstraße verbuchten als vollen Erfolg, mit Hilfe der Südstadtkids endlich ein zielgruppengerechtes Informationsangebot für russische, tamilische und türkische Eltern gefunden und dabei vorhandene Sprachbarrieren scheinbar mühelos überwunden zu haben.

Die Eltern zeigten sich begeistert von der professionellen Gestaltung des Elternabends in dem neuen und ungewöhnlichen Format. Insbesondere die intensiven Unterhaltungen in ihrer eigenen Muttersprache über das eigene Kind, den Alltag in der Einrichtung, über Verbesserungsvorschläge und Kritik wurden sehr begrüßt. In einer offenen Abschlussrunde konnte der gegenseitige Informationsaustausch mit den Mitarbeitern des Kindergartens noch einmal vertieft werden. Dabei wurde auch deutlich, dass es den Eltern großes Anliegen wäre, auch in Zukunft Informationsveranstaltungen mit Mediatoren anzubieten.

Die beteiligten Südstadtkids machten die Erfahrung, dass sie ihr bestehendes Progammangebot zeitnah und flexibel erweitern konnten. Die anspruchsvolle Aufgabe eines offenen Gruppengesprächs bestärkte sie weiter in ihrem Selbstvertrauen und unterstrich, wie wichtig ihre Arbeit als Multiplikatoren im Stadtteil ist.

Ergebnisse in der Zusammenschau

In einer Abschlussrunde zeigten sich allen Beteiligten begeistert vom gelungenen Informations- und Meinungsaustausch. Da die Südstadtkids mit ihren Sprachkompetenzen eine fundierte Gesprächstiefe zwischen Erziehern und Eltern ermöglichten, wird nicht nur eine Wiederholung dieser Veranstaltung, sondern möglichst sogar eine Etablierung dieser Diskussionsform angestrebt. Also: Fortsetzung folgt!

Zweiter Elternabend in neuem Format

Da der erste durch die Südstadtkids begleitete Elternabend in der Kindertagesstätte Sperberstraße am 20. Oktober 2006 ein voller Erfolg war, sollte eine ähnliche Veranstaltung auch im Jahr 2007 stattfinden.
Im Gegensatz zum ersten Informationsabend war dieses Mal jedoch nicht eine Diskussionsrunde in verschiedenen Sprachengruppen geplant. Vielmehr sollten die Eltern nun die Gelegenheit haben, einige ausgewählte pädagogische Schwerpunkte der Kindertagesstätte hautnah zu erleben und sich dabei ein Stück weit in die Rolle ihrer Kinder zu versetzen. Die Schwerpunkte lagen hier insbesondere auf der Selbsterfahrung und dem direkten Austausch zwischen Erzieherinnen und Eltern. Die Südstadtkids übernahmen zum einen die Rolle von Sprachcoaches und übersetzten bei Bedarf zwischen Eltern und Erzieherinnen. Zum anderen sollten die Jugendlichen aus mittlerweile 4 Generationen Südstadtkids aber auch die Möglichkeit erhalten, ihre eigenen Erfahrungen in der Moderation und Multiplikatorenrolle zu erweitern bzw. die jüngsten Südstadtkids an diese anspruchsvolle Aufgabe heranzuführen.

Im Vorfeld war die Idee eines Themenparcours durch die Kindertagesstätte entwickelt worden. Dabei waren die einzelnen Stationen auf wichtige Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit mit den Kindern zugeschnitten. Insgesamt gab es in den vier Räumen zu den Themen Bewegung, Gestalten, Lernen/Bildung und Kommunikationsspiele vielfältige Beschäftigungs- und Erfahrungsangebote für die Eltern.
Auch wenn einige der insgesamt 10 Eltern anfangs das Austesten von Spiel-, Bewegungs- und Lernangeboten etwas zurückhaltend wahrnahmen, so konnten sich alle nach kurzer Zeit mit der ungewohnten Rolle im Rahmen eines Elternabends anfreunden.
Nach einer guten Stunde hatten die unterschiedlich großen Elterngruppen (zwischen 4 und 2 Personen) alle vier „Stationen“ (à 15 Minuten) durchlaufen, so dass die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen in einer Besprechungsrunde in der Aula zusammengetragen werden konnten. Nicht nur das ungewöhnliche Format des Elternabends wurde dabei hervorgehoben und von den Beteiligten mit dem Prädikat „äußerst unterhaltsam und dabei auch noch sehr aufschlussreich!“ ausgezeichnet, auch die mitwirkenden Südstadtkids wurden in ihrer Rolle als Mediatoren und KiTa-Führer gelobt. Aufgrund der rundum gelungenen Veranstaltung wurde der Wunsch nach einem „Sommerfest“ laut, das in einem ähnlichen Format auch das Außengelände der KiTa näher unter die Lupe nimmt. Für diese Veranstaltung wird das Team der KiTa noch kräftiger als bisher die Werbetrommel rühren, damit sich an einer größeren Teilnehmerzahl möglichst auch die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Kindergartenkinder und ihrer Eltern ablesen lässt. Weil sich die Kooperation zwischen der KiTa Sperberstraße und den Südstadtkids mittlerweile zu einer eigenen kleinen Erfolgsstory gemausert hat, werden die Südstadtkids auch hierzu wieder gerne ihre besonderen Sprachkenntnisse und Mediatorenfähigkeiten anbieten.

Einige O-Töne der Südstadtkids, die zeigen, dass die Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat:
Joel: Ja, man muss auch von mir sprechen, ich war jetzt schon vor mehr als 10 Jahren nicht mehr im Kindergarten und viele Sachen, die hier waren, habe ich noch nie gesehen. Ich glaube, wenn ich hier gewesen wäre, wäre ich jetzt noch klüger. Ich wäre klug, besser gesagt. Doch, fand ich nicht schlecht, muss ich zugeben!

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